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Michael Saitner: „Jetzt ist Generationensolidarität gefragt!“

Zu den aktuellen Diskussionen rund um Freiheiten für Geimpfte, Urlaubsreisen und Wechselunterricht im Herbst konstatiert Michael Saitner, Vorstand des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein:

„Angesichts des fröhlichen europaweiten Fußballtreibens kann man sich die Frage stellen, ob wir überhaupt noch eine Pandemie haben. Den durch Europa reisenden Fußballfans und Profifußballern stehen jedoch Abschlussfeiern mit Abstandsregelungen und Masken, Spielplätze mit begrenzter Personenzahl, Breitensportvereine mit strengen Hygienekonzepten sowie ein Bundesgesundheitsminister, der Wechselunterricht für den Herbst ankündigt, entgegen.

Das sendet ein grenzwertiges Signal an Kinder und Jugendliche: Im Stadion oder im Restaurant darf man ohne Maske nebeneinandersitzen, in der Schule jedoch nicht. Sportangebote, Kindergartenfeste, Jugendzentren – alles wird eingeschränkt oder abgesagt im Namen des Infektionsschutzes. Gleichzeitig gibt es kaum Maßnahmen, die sozial gerechte Bedingungen und ein gesundes Aufwachsen ermöglichen.

Kinder und Jugendliche brauchen für ihre Entwicklung und ihr Wohlergehen soziale Interaktion und Begegnung, sie könnten jetzt, wo es wieder möglich wird, einiges davon nachholen, nachdem sie über ein Jahr auf vieles verzichtet haben. Nun käme es auf erneute Generationensolidarität an, die öffentliche Diskussion kreist jedoch um wiederzuerlangende Freiheiten und Privilegien für vollständig geimpfte Erwachsene, erneut ohne die Kinderperspektive in den Blick zu nehmen.

Nach anderthalb Jahren Pandemie sollte die Risikoabwägung endlich zugunsten von Kindern und Jugendlichen ausfallen, jener Gruppe in der Gesellschaft, die weder Macht noch Einflussmöglichkeiten noch Wählerstimme hat. Jetzt geht es darum, nicht nur pandemiebedingte Schulausfälle mit einem „Aufholprogramm“ auszugleichen, sondern die Situation von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern – durch die Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe, die Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetz und den unbedingten politischen Willen, Kinderarmut endgültig zu bekämpfen!“