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PARITÄTISCHER SH äußert sich zu der Debatte um Sprachförderung und Kita-Pflichtjahr

Michael Saitner, geschäftsführender Vorstand des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes SH, Dachverband von über 300 Kitas in ganz Schleswig-Holstein, äußert sich zur aktuellen Debatte um Kindertagesstätten aus Sicht der Sozialen Arbeit:

„Alle Kinder haben das Recht auf Förderung ihrer Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. Dafür benötigen sie ausreichende und qualitativ hochwertige Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen.

Diversität, die sich auch in Sprache widerspiegelt, ist Teil unserer Gesellschaft – frühe Mehrsprachigkeit als Chance und nicht als negativen Ballast zu begreifen, bedarf neben Fachexpertise, methodisch-didaktischer Kompetenz sowie einer diversitätssensiblen Pädagogik vor allem auch die Möglichkeit, dass sich Fachkräfte Zeit für die Kinder nehmen können. Denn was zum Beispiel sprachfördernd ist: dem Alter angemessene Fachkraft-Kind-Relationen, die es ermöglichen, mit den Kindern zu kommunizieren, ihnen zuzuhören und Aufmerksamkeit zu schenken.

Seit Jahren ist es integrierter Auftrag der Kitas, Kinder entsprechend ihrem Entwicklungsstand zu fördern – auch sprachlich. Ein Screening, eine weitere standardisierte Tabelle, die Normabweichungen feststellt, entspricht nicht dem Ansatz der gesetzlich legitimierten inklusiv und lebensweltorientiert gestalteten Kinder- und Jugendhilfe.

Ein weiterer diagnostizierter Förderbedarf wird keinem Kind helfen, wenn sich die Politik nicht dazu entscheidet, das System endlich so auszustatten, dass es seine Arbeit machen kann. ‚Helfende Hände‘, wie sie die Sozialministerin für Sommer 2023 plant, können – wenn auch sehr spät – eine kurzfristige Möglichkeit sein, um den akuten Fachkraftmangel abzufedern, aber nicht auf lange und qualitative Sicht. Langfristig brauchen wir nachhaltige Lösungen um mehr Menschen für den Erzieher*innenberuf zu gewinnen und im System zu halten. Nur so können Kita-Kinder entsprechend ihrem Entwicklungsstand angemessen gefördert werden.“