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PARITÄTISCHER SH: Vor der Diskussion um die Legalisierung von Cannabis muss über die Situation in der Suchtkrankenhilfe gesprochen werden!

Zu der anhaltenden öffentlichen Debatte um die Legalisierung von Cannabis konstatiert Michael Saitner, Vorstand des PARITÄTISCHEN SH:

„Die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis ist ein medienwirksames Thema, das Politiker*innen nur allzu gern bedienen. Das Thema Drogen rutscht damit in eine Lifestyle-Debatte ab. Dabei wird vollkommen außer Acht gelassen, dass der Suchtkrankenhilfe in der Politik seit Jahren eine nachrangige Bedeutung zukommt.

In relevanten Gremien oder bei Gesetzesvorhaben wird die Suchthilfe kaum berücksichtigt. Suchterkrankte sind in unserer Gesellschaft stigmatisiert, häufig führt Drogenabhängigkeit zu weiteren Problemlagen wie dem Verlust des Arbeitsplatzes oder der Wohnung. Um dem entgegenzuwirken, braucht es einen politischen Paradigmenwechsel, der weg von Verboten und Sanktionen hin zu präventiven, gesundheitsschonenden, kriminalitätsverhindernden Angeboten in der Versorgung von Suchterkrankten führt. Niedrigschwellige Beratungsangebote müssen flächendeckend gestärkt werden, hierzu gehören auch der koordinierte und kontinuierliche Ausbau von digitalen Beratungs-, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.

Ein großes Problem sehen wir bei der Substitution: Während die Anzahl der gemeldeten Substituierten in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, hat sich die Anzahl der substituierenden Ärzt*innen gleichzeitig verringert. Dies führt absehbar zu einer Mangelversorgung, insbesondere in ländlichen Räumen. Daher sollten Anreize für Ärzt*innen geschaffen werden, suchtkranke Menschen zu substituieren und zu behandeln. 

Die Politik kann nicht auf der einen Seite das Für und Wider einer Cannabis-Legalisierung öffentlich diskutieren, weil es so gut zur Schärfung der eigenen politischen Agenda passt, und auf der anderen Seite die stiefmütterliche Behandlung der Suchtkrankenhilfe der letzten Jahre vollkommen ignorieren. Erst wenn gute Rahmenbedingungen für die Suchtkrankenhilfe geschaffen wurden, können wir über die Legalisierung von Cannabis sprechen.“

Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein vertritt seine über 500 Mitgliedsorganisationen als Dachverband der freien Wohlfahrtspflege in Schleswig-Holstein. In seiner Mitgliedschaft sind 28 Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe.