Z:T - Demokratie braucht Gesellschaft - Zivilgesellschaftliches Engagement stärken

Demokratie ist mehr als nur der Gang zur Wahlurne. Demokratie bedeutet auch die Gestaltung unseres direkten Umfeldes. Demokratie ist eine Lebensform, die unseren Alltag prägt und die wir im Alltag prägen. Mit anderen Worten, Demokratie ist undenkbar ohne eine lebendige und manchmal auch widerborstige Zivilgesellschaft.

Das Förderprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ des Bundesinnenministeriums fördert Projekte zur Stärkung eines selbstbewussten, lebendigen und demokratischen Gemeinwesens. Im Mittelpunkt stehen regional verankerte Vereine, Verbände und Multiplikator/-innen. Der PARITÄTISCHE sieht sich als Verband in der Verantwortung und hat das Projekt „Demokratie braucht Gesellschaft“ ins Leben gerufen.

Wenn wir Demokratie sagen, dann meinen wir auch: gleiche Lebensbedingungen, soziale Gerechtigkeit, gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen. Es geht um Vielfalt, Inklusion, um freie Initiativen die das Miteinander organisieren, um die Selbstorganisation betroffener Menschen und um das freie Engagement von Bürgerinnen und Bürgern.

Doch wir beobachten eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft mit zunehmenden Ausgrenzungsprozessen. Der PARITÄTISCHE sieht sich hier in einer besonders hohen Verantwortung. Dieser Verantwortung stellen wir uns u. a. mit den Projektaktivitäten "Demokratie braucht Gesellschaft".

Projektinhalte

Auch in einem Verband, der offensiv für seine Werte Vielfalt, Toleranz und Offenheit eintritt, sind diskriminierende Erfahrungen genauso wenig wie diskriminierendes Verhalten auszuschließen. Sei es organisationsintern oder im Umgang mit den unmittelbaren Adressat*innen paritätischer Arbeitsfelder. Gerade in Zeiten, in denen das Erstarken populistischen und neu-rechten Gedankenguts in der Mitte der Gesellschaft zu beobachten ist, noch befeuert von den Folgen der sich überlagernder Krisen, ist es umso wichtiger, die Sensibilität für Diskriminierung insgesamt hoch zu halten und dort zu intervenieren, wo es ganz konkret wird.

Der PARITÄTISCHE SH stellt sich dieser Verantwortung, indem er nicht nur die eigenen Strukturen immer wieder kritisch hinterfragt, sondern sich auch für die alltags- und fachorientierte Unterstützung seiner Mitarbeitenden und Mitgliedsorganisationen einsetzt. Auf diese Weise sorgt er sich nicht nur um die Einhaltung eigener demokratischer Standards, sondern beteiligt sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Stärkung einer gelebten Demokratie.

Hierfür werden im Rahmen des Projekts zwei wesentliche Strategien verfolgt und vom Team Engagement praktisch umgesetzt:

Zum einen werden die Themen Diskriminierungssensibilität und wertegeleitete Sozialarbeit an möglichst vielen verbandlichen (Schnitt-)Stellen im Blick behalten, Multiplikator*innen qualifiziert und bedarfsorientiert vertiefende Bildungsangebote organisiert. Dabei wird in einem hohen Maß auf systematische Beziehungs- und Netzwerkarbeit gesetzt, die die Grundlage für ein prozesshaftes und langfristiges Vorgehen sicherstellt.

Stehen die Entwicklung, Aufrechterhaltung und Professionalisierung antidiskriminierender Strukturen im Zentrum, gilt es gleichzeitig ein Krisen-resilientes Angebot zu schaffen, welches nach Möglichkeit seine Adressat*innen entlastet und konkret an ihre fachlichen Themen sowie individuellen Rahmenbedingungen anschließt. Dies kann nur aus einem gemeinsamen Prozess heraus gelingen, innerhalb dessen Bedarfe kontinuierlich eruiert und hierfür passende Maßnahmen abgestimmt werden.

Zum anderen bietet das Team Engagement Informationen und Beratung zur Entwicklung bzw. gelebten Praxis einer demokratischen wie auch beteiligenden Organisations- und Vereinskultur.

Organisationen und Vereine gleichfalls verstanden als Orte der Zivilität, bieten das Potential demokratische Praktiken stets aufs Neue und in unterschiedlichsten Zusammenhängen zu erproben und gewinnbringend in das alltägliche Schaffen zu integrieren. Im Bewusstsein der Krisenhaftigkeit und Kontroversität demokratischer Prozesse kann formales und methodisches Wissen dazu genutzt werden, die individuellen Handlungsspielräume auszuloten und die erforderlichen Rahmenbedingungen konstruktiv wie auch souverän zu gestalten.

Haben Sie Fragen zum Projekt oder möchten sich am Netzwerk beteiligen? Dann wenden Sie sich gerne an uns.

Kontakt

Heike Roth
Heike Roth Teamleitung / Fachreferat | Zivilgesellschaftliches Engagement, Demokratiestärkung, Gemeinwesenarbeit und Selbsthilfe
Bild von Tobias Meschke
Tobias Meschke Fachreferat | Zivilgesellschaftliches Engagement, Demokratiestärkung, Gemeinwesenarbeit und Selbsthilfe
Bild von Arne Frisch
Arne Frisch Fachreferat | Zivilgesellschaftliches Engagement, Demokratiestärkung, Gemeinwesenarbeit und Selbsthilfe

Flyer, Broschüren und Material

Dokumentation

Vortrags- und Diskussionsreihe "Demokratie braucht Zivilgesellschaft - und was tut freie Wohlfahrtspflege dafür?"

In 2018 und 2019 haben wir uns in einer Vortrags- und Diskussionsreihe kritisch mit Zivilgesellschaft und Demokratie beschäftigt. Welche Rolle spielt dabei die – sich ebenfalls freie nennende – Wohlfahrtspflege? Versteht sie sich als eine Akteurin der Zivilgesellschaft und übernimmt die Verantwortung für die Weiterentwicklung einer Alltagsdemokratie und einer demokratischen Wohlfahrtsgesellschaft? Oder versteht sie sich mehr als soziale Dienstleisterin, die die Biografien „schwieriger“ Menschen normalisiert? Diesen Spannungsbogen zwischen dem demokratischen Eigensinn engagierter Menschen und der Disziplinierung und Befriedung ausgegrenzter Menschen wollen wir mit dieser Vortrags- und Diskussionsreihe ausloten. Sicher nicht abschließend, aber wir hoffen, mehr Klarheit darüber zu bekommen, welchen Beitrag Soziale Arbeit und freie Wohlfahrtpflege zur Sicherung und Weiterentwicklung von Demokratie leisten kann ( – oder soll?).

Ungenutzte Möglichkeiten – Beiträge Sozialer Arbeit zur demokratischen Wohlfahrtsgesellschaft

Prof. Dr. Roland Roth (Institut für Demokratie und soziale Integration, Berlin)
Manuskript zum Vortrag (PDF)

Demokratische Strukturen neu denken – Die Zukunft der Vereine zwischen Selbstaufgabe und Dienstleistungsorientierung

Prof. Dr. Wibke Riekmann (MSH Medical School, Hamburg)
Folien zum Vortrag (PDF)
Interview mit Wibke Riekmann (PDF)

Wie weit rechts stehen wir schon? Herausforderungen für eine emanzipatorische Soziale Arbeit

Prof. Dr. Melanie Groß (Fachhochschule Kiel)
Folien zum Vortrag (PDF)

Soziale Inklusion ist keine Einbahnstraße: Diversitätsbewusste Soziale Arbeit im Spannungsfeld zwischen Exklusion und Inklusion

Prof. Dr. Prasad Reddy (Institut für soziale Inklusion, Bonn)
Folien zum Vortrag (PDF)
Handout zum Vortrag (PDF)

Wohlfahrtsorganisationen sind keine demokratiefreien Räume!

Prof. Dr. Paul-Stefan Roß (DHBW Stuttgart, Fakultät Sozialwesen, Institut für angewandte Sozialwissenschaften – IfaS)
Folien zum Vortrag (PDF)

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